Gewebebank Schwerin – Leuchtturm der Hornhautspende in MV

Die Kornea- und Gewebebank Schwerin feiert 2016 ihr zehnjähriges Jubiläum. 2006 gegründet, versorgt die gemeinnützige Gewebebank in Schwerin heute Patienten in Mecklenburg-Vorpommern und in ganz Deutschland mit Augenhornhäuten und Amnion. Sie gehört zu den bedeutendsten Gewebebanken Deutschlands. Die Mitarbeiter haben seit 2006 über 3.500 Hornhäute und über 7.000 Amniontransplantate abgegeben.

Fast jede zehnte in Deutschland transplantierte Hornhaut kommt aus der Gewebebank Schwerin.

DGFG und HELIOS Kliniken Schwerin haben  in einer Jubiläumsveranstaltung im Oktober 2016 an die Anfänge vor zehn Jahren erinnert. Franzel Simon ist Regionalgeschäftsführer der HELIOS Region Nord und einer der Geschäftsführer der Gewebebank. Er berichtete über die hervorragende Versorgung der Patienten mit Augenhornhäuten und Amnionpräparaten in Mecklenburg-Vorpommern. Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG und ebenfalls Geschäftsführer der Gewebebank, blickte auf zehn Jahre enge Zusammenarbeit zurück. Er fasste die Situation der Gewebespende in Deutschland zusammen: „Die Wartezeit auf ein Hornhauttransplantat ist in den vergangenen zehn Jahren von mehr als sechs Monaten auf wenige Wochen zurückgegangen.“ Inzwischen kommt fast jede zehnte in Deutschland transplantierte Hornhaut aus Schwerin. Prof. Dr. Frank Wilhelm, Gründervater der Gewebebank, hat die Entwicklung der Einrichtung von Anfang an begleitet. „Eine Hornhauttransplantation ist immer die letzte Möglichkeit, um Patienten das Augenlicht zu retten.“

Gewebebank Schwerin hat hervorragende Transplantationsrate

Die Kornea- und Gewebebank Schwerin ist das Beispiel für den gelungenen Aufbau einer regionalen Gewebebank. Gemeinsam mit den DGFG-Gewebebanken in Rostock und Greifswald stellt die Bank mehr Hornhauttransplantate in Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung als transplantiert werden. Dadurch hat die Gewebebank auch überregional für die Versorgung von Patienten in ganz Deutschland eine herausragende Bedeutung. Die Transplantationsrate der gespendeten Hornhäute, die aus Kliniken in Mecklenburg-Vorpommern und aus HELIOS Kliniken aus ganz Deutschland stammen, liegt mit über 70 Prozent weit über dem Durchschnitt vergleichbarer Banken.

Die HELIOS Kliniken Schwerin und die DGFG haben die Kornea- und Gewebebank Schwerin 2006 als gemeinnützige Gesellschaft gegründet. Beide bundesweit tätige Einrichtungen entschieden sich bewusst für den Aufbau der Gewebebank am Standort Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern. „Ziel war die bessere Versorgung der Bevölkerung mit Augenhornhäuten und Amnionpräparaten in MV“, betont Franzel Simon. Auch zehn Jahre nach Gründung transplantieren Ärzte in Schwerin Hornhäute. Voraussetzung für jede Hornhauttransplantation sei jedoch nach wie vor die Gewebespende eines verstorbenen Menschen, ergänzt Dr. Nico Negraszus, Chef der Augenheilkunde an den HELIOS Kliniken Schwerin.

Kleines Team hält Gewebebank am Laufen

Kerstin Bruhns, MTLA, war von Anfang an dabei. Ihre Kollegin Ilona Tank verstärkte ab 2009 das kleine Team. Verantwortliche Person nach § 20c AMG ist Prof. Dr. Frank Wilhelm. Der ehemalige Chef der Augenklinik zieht eine stolze Bilanz: „In zehn Jahren Kornea- und Gewebebank Schwerin konnten wir über 3.500 Augenhornhäute und über 7.000 Amnionpräparate zur Transplantation abgegeben.“ Prof. Wilhelm sorgte von Anfang an für ein sehr persönliches Miteinander und intensiven Kontakt zu den Patienten der Augenklinik. „In den ersten drei Jahren, in denen Prof. Wilhelm noch als transplantierender Arzt in der Augenklinik der HELIOS Kliniken Schwerin vor Ort war, klopfte so mancher Patient gelegentlich an die Tür, um von seinem Zustand zu berichten“, erinnert sich Bruhns.

Horst Schulz (li.) bekam eine Hornhaut transplantiert. Seine Gattin begleitet ihn durch dick und dünn. Prof. Frank Wilhelm hat die Gewebebank Schwerin aufgebaut.

Prof. Frank Wilhelm, Ilona Tank und Kerstin Bruhns (v.l.n.r.) begutachten eine Augenhornhaut. Nur wenn genügend Zellen vorhanden sind, dürfen sie das Transplantat für einen Patienten freigeben.

Jedes 2. Amniontransplantat kommt aus Schwerin

Neben Augenhornhäuten prozessiert die die Kornea- und Gewebebank Schwerin seit 2008 auch Amnionspenden. Viele Gewebebanken stellen Amnionpräparate zur Behandlung der Augenhornhautoberfläche ausschließlich für den Eigenbedarf der Klinik her. Die Kornea- und Gewebebank Schwerin darf Amnionpräparate über die DGFG bundesweit vermitteln. Etwa die Hälfte der in Deutschland transplantierten Amnionpräparate kommt aus der Schweriner Gewebebank.

Das Netzwerk der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation treibt auch in Zukunft an den Standorten in MV medizinische Entwicklungen voran und bringt Innovationen in die Praxis. Ein patentiertes Verfahren für die Herstellung einer nicht invasiven Anwendung von Amnion, der Amnioclip, ist in der Erprobung. Der Amnionring wird künftig an der Kornea- und Gewebebank Schwerin hergestellt.