„Ein offenes Ohr haben, aber sich auch Gehör verschaffen.“

Vor zwei Jahren hat die DGFG ein neues Spendeprogramm initiiert: Die Spende kardiovaskulärer Gewebe bei Herz-Kreislauf-Verstorbenen – eine weitere Chance für die Patientenversorgung mit lebenswichtigen Herzklappen und Gefäßen. Im Interview berichtet Dr. rer. nat. Romy Richter, Koordinatorin in der Region Nord, über Herausforderungen und Besonderheiten der Spende kardiovaskulärer Gewebe nach dem Herz-Kreislauf-Tod.

Romy, du hast bereits viele Gewebeentnahmen bei Multi-Organspenden (MOD) begleitet, unterstützt aber ebenso aktiv das neue Spendeprogramm für kardiovaskuläre Gewebe (KVG) nach dem Herz-Kreislauf-Tod (HKT). Wo liegt der zentrale Unterschied?

Der grundsätzliche Unterschied ist, dass bei einer MOD-Spende der Hirntod vorliegen muss. Hingegen setzt eine HKT-Spende den Herz-Kreislauf-Tod voraus, also der normale Herzstillstand.

Somit kommen für eine Gewebespende bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand viel mehr Menschen in Frage.

Bei einer MOD mit Hirntod-Diagnostik führt die Deutsche Stiftung für Organspende (DSO) diese durch. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Koordinatoren und Ärzte der DGFG?

Bei einer MOD wird uns lediglich die Spende gemeldet. Wir nehmen dann oft das entnommene Gewebe nur in Empfang. Bei einer KVG-Spende nach dem Herz-Kreislauf-Tod organisieren wir den Spendeprozess hingegen von Anbeginn. Wir screenen die Voraussetzungen für eine Gewebespende und welche Gewebe für eine Spende in Frage kommen.

Die Entnahme der Gewebe, zum Beispiel die großen Gefäße in der Bauch- und Thoraxregion oder das Herz, führen wir dann auch selbst durch. Das bedeutet für uns einen größeren logistischen Aufwand, da zwei bis vier unserer Koordinatoren und immer auch ein Arzt vor Ort sind.

Dr. rer. nat. Romy Richter

ist für die DGFG seit 2014 als Gewebespende Koordinatorin im Einsatz. Nach ihrer Ausbildung zur  staatlich anerkannten Gesundheits- und Krankenpflegerin am Universitätsklinikum Bonn, studierte sie Biologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Richter promovierte 2015 am Naturkundemuseum an der Humboldt-Universität zu Berlin.