Die Herzklappenspende – ein Geschenk ans Leben von Klein und Groß

Dane Lees kann heute wieder ein normales Leben führen ohne Sorge um die Zukunft.

96-Torhüter Philipp Tschauner stellte sich für den Dreh zur Verfügung.

Im März und April drehte die DGFG für den neuen Film mit Fokus auf das Thema Herzklappenspende. Die DGFG zeigt anhand zweier Patientengeschichten, was eine solche Gewebespende für die zahlreichen Patienten auf den Wartelisten bedeutet.

Am 17. März 2018 drehte die DGFG in der HDI-Arena und Hannover 96 mit dem Australier Dane Lees. Lees wurde mit einem Herzklappenfehler geboren. Wenn die Herzklappen nicht richtig funktionieren, macht sich das durch starke Erschöpfungszustände bemerkbar. Jede körperliche Anstrengung wird zu einer großen Herausforderung. 2011 wurde ihm in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im Rahmen der klinischen Studien ESPOIR und ARISE zellfreie Spenderherzklappen implantiert mit der Aussicht, sich keiner weiteren, riskanten Operation am offenen Herzen mehr unterziehen zu müssen.

Für Kontrolluntersuchungen reist Lees aus Brisbane alle paar Jahre wieder in die Medizinische Hochschule nach Hannover. Heute, sieben Jahre nach der OP, geht es ihm gut. Er kann wieder Sport treiben und sein Leben in vollen Zügen genießen. In dem Film erzählt Dane Lees seine persönliche Geschichte: von seiner Diagnose kurz vor seinem 17. Geburtstag bis zu seinem Zustand heute, rund 20 Jahre später.

Er ist begeisterter Fußballspieler und versucht jeden Aufenthalt in Deutschland mit einem Stadionbesuch gemeinsam mit seinen Ärzten von der MHH zu verbinden. 96-Torhüter Philipp Tschauner stellte sich für den Dreh zur Verfügung und stand für Dane Lees im Tor.

Einen Tag später, am 18. März, ging es für den Dreh mit Patientin Signe Lenz-Somdalen nach Fürth bei Nürnberg. Signe hat heute ein Strahlen im Gesicht, wenn sie an ihre Zukunft denkt: „Ich wurde mit einem Loch in der Herzscheidewand geboren, weshalb sich meine Aortenklappe stark verformte. Ich wurde mit 2,5 Jahren das erste Mal am offenen Herzen operiert.“ Signes Herzklappe wurde bei der OP korrigiert, was viele Jahre lang gut funktioniert hatte.

Doch nach der ersten Schwangerschaft verschlechterte sich ihr Zustand zunehmend. Anfang 30 musste sie dann ein zweites Mal operiert werden. Sie erhielt ebenfalls im Rahmen der klinischen Studie ARISE eine zellfreie Spenderherzklappe – und dadurch die Chance, ein zweites Mal Mutter zu werden. „Ohne diese Herzklappe wäre meine zweite Tochter heute nicht auf dieser Welt. Ich bin dem Spender unheimlich dankbar und freue mich, dass es mittlerweile diese Therapieoption für Patienten wie mich gibt.“ Frauen können dank der zellfreien Herzklappe Kinder bekommen. Das Besondere für Kinder mit einem Herzklappenfehler ist, dass die zellfreien Spenderherzklappen sogar mitwachsen und Nachoperationen dadurch erspart werden können.

Gedreht wurde außerdem mit Dr. Serghei Cebotari in der MHH und mit den DGFG-Koordinatoren Christine Riege und Matthias Polzin im Universitätsklinikum Leipzig. In dem neuen Film, finanziert über das Fundraising der DGFG, klärt die DGFG über die altruistische Herzklappenspende auf.

Signe Lenz-Somdalen konnte dank der zellfreien Herzklappe eine zweite Tochter zur Welt bringen.

Gewebespendekoordinatorin Christine Riege aus Leipzig erklärt den Ablauf einer Herzklappenspende.

Film ab – jetzt anschauen!

Am 09. Oktober 2018 wurde der Aufklärungsfilm zur Herzklappenspende im Rahmen einer Pressekonferenz in der HDI Arena veröffentlicht. Zu diesem Anlass referierten über den aktuellen Versorgungsengpass mit Herzklappen aus der Gewebespende und deren Notwendigkeit in der medizinischen Behandlung von Patienten mit Herzklappeninsuffizienz Dr. jur. Thomas Horn, Abt. Gesundheit und Prävention des Niedersächsischen Sozialministeriums, sowie Prof. Dr. med. Samir Sarikouch, Oberarzt der Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover.

Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG, stellte dar, wie die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) zukünftig mehr Spenden kardiovaskulärer Gewebe realisieren will: „Aufgrund der begrenzten Zahl an Organspendern sind wir auf die Spende dieser Gewebe von Herz-Kreislauf-Verstorbenen angewiesen“. Im vergangenen Jahr hat die DGFG an mehreren Standorten im deutschlandweiten Netzwerk angefangen, ein solches KVG-Spendeprogramm zu etablieren – mit Erfolg. Während die Entnahme bislang von den Chirurgen der Kliniken durchgeführt wurde, kam in Leipzig nun zum ersten Mal das neue Mobile Team der DGFG zusammen, bestehend aus einem Arzt und einem Koordinator.

Zellfreie Spenderherzklappen schenken jungen Patienten Hoffnung

Der Bedarf an menschlichen Herzklappen aus der Gewebespende ist weit höher als ihr Angebot. Schon seit einigen Jahren werden Patienten mit einer Herzklappeninsuffizienz Alternativen zu den sogenannten Homografts, den menschlichen Spenderherzklappen, implantiert – mit deutlichen Nachteilen für junge Patienten: Tierische Herzklappen haben eine sehr begrenzte Haltbarkeit, mechanische Herzklappen sind mit einer lebenslangen blutverdünnenden Medikation verbunden. Auch ihre Haltbarkeit ist begrenzt. Jede Nachoperation am offenen Herzen birgt für den Patienten ein hohes Risiko und verringert dazu auch noch seine Lebenserwartung. Dass diese Therapieoptionen gerade jungen Patienten wenig Hoffnung auf ein langes und vor allem komplikationsfreies Leben schenken, liegt auf der Hand. An der MHH wurden daher zwei europaweite, klinische Studien durchgeführt, um den Einsatz zellfreier Spenderherzklappen zu testen. In der Studie ESPOIR wurde insbesondere jungen Patienten und Frauen mit Kinderwunsch eine zellfreie Pulmonalklappe eines Gewebespenders verpflanzt. ARISE ist die Nachfolgestudie, wo nicht die Pulmonalklappen sondern die mechanisch sehr viel stärker belastete linke Herzklappe, die Aortenklappe, implantiert wurde. Die Ergebnisse beider Studien sind vielversprechend. Das Transplantat wird nach wenigen Monaten patienteneigen. Die Wahrscheinlichkeit einer Abstoßungsreaktion ist deutlich geringer. Heute, sieben Jahre nach seiner letzten Transplantation, geht es Dane wieder gut. Er kann wieder Sport treiben und sein Leben in vollen Zügen genießen. Auch in Bezug auf seine Lebenserwartung kann Dane mit gerade einmal 37 Jahren wieder positiv in die Zukunft blicken.

Ohne Spende keine Transplantation

Die Gewebespende ist der einzige Weg, um an diese lebenswichtigen Transplantate, gerade für die Kleinen unter uns, zu gelangen. Die DGFG konnte 2017 insgesamt 58 Herzklappen zur Transplantation vermitteln. Herzklappen und Blutgefäße stammten bisher überwiegend aus der Organspende. Im Falle einer Lebend-Gewebespende können auch die noch funktionsfähigen Klappen eines Herzens, das im Zuge einer Organtransplantation dem Patienten entnommen wird, gespendet werden. Die Spendezahlen sind insgesamt allerdings so gering, dass wir auch auf andere Spendeprogramme angewiesen sind. Die DGFG hat im vergangenen Jahr daher ein Programm zur Spende kardiovaskulärer Gewebe (KVG) von Herz-Kreislauf-Verstorbenen erfolgreich etablieren können. Insgesamt sechs KVG-Spenden von Herz-Kreislauf-Verstorbenen konnten 2017 realisiert werden. Herzklappen und Blutgefäße können noch bis zu 36 Stunden nach Todeseintritt entnommen werden. Die Hirntoddiagnostik spielt in der Gewebespende keine Rolle. Neben Herzklappen und Blutgefäßen können auch Augenhornhäute, Knochen, Sehnen, Bänder und Haut gespendet werden. Zur Lebend-Gewebespende zählt die Spende der Amnionmembran als Teil der mütterlichen Plazenta.