Albanischer Familienvater erhält Hornhauttransplantat

Bürgerschaftliches Engagement und Unterstützung vom Deutschen Blindenhilfswerk und der DGFG retten Jetmir Murati das Augenlicht.

2016 erhielten über 3.000 Menschen in Deutschland aus dem Netzwerk der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) ein Hornhauttransplantat. In diesem Jahr wird auch Jetmir Murati zu diesen Menschen zählen: Der Vater von vier Kindern erhielt am Dienstag seine erste Hornhauttransplantation. Durchgeführt hat die Operation Augenarzt Dr. Martin Dörner aus Bocholt. Das Ganze überhaupt möglich gemacht haben zwei Bürgerinnen aus der Wingst, die sich an das Deutsche Blindenhilfswerk gewendet haben, das eine Operation organisieren konnte. Das Transplantat kam aus dem Netzwerk der DGFG: Zeitnah konnte eine passende Spenderhornhaut gefunden werden.

Sohn Bujar Murati und Vater Jetmir Murati freuen sich über die erfolgreiche Hornhauttransplantation (Foto: Henzler, Deutsches Blindenhilfswerk)

Jetmir Murati leidet an makulärer Hornhautdystrophie mit der Folge einer zunehmenden Verschlechterung der Sehfähigkeit. Um vor der Blindheit bewahrt zu werden, ist eine Hornhauttransplantation für Murati der letzte Ausweg. Anfang 2017 dann ein weiterer, herber Rückschlag für den 43-Jährigen und seine Familie: Ihr Antrag auf Asyl in Deutschland wurde abgelehnt. Die Familie musste von der Wingst zurück nach Albanien ziehen. Die zwei Wingster Bürgerinnen Birgit Rhode und Monika Krause setzten sofort alle Hebel in Bewegung, um Jetmir Murati zu helfen und eine Hornhauttransplantation in Deutschland zu ermöglichen. Es wurden Geldspenden für die Operation und Genesungsphase gesammelt. Birgit Rhode und Monika Krause gewannen mit dem Deutschen Blindenhilfswerk einen starken Partner, der die OP mit Unterstützung der DGFG organisierte. „Wir konnten unser Versprechen halten: Jetmir Murati konnte doch tatsächlich geholfen werden. Das freut uns natürlich sehr“, hält Birgit Rohde fest. „So hat das Jahr 2017 für Familie Murati doch noch ein glückliches Ende genommen – dank der Gewebespende, der DGFG und des Deutschen Blindenhilfswerks. Das ist auch für uns wie ein Weihnachtsgeschenk.“

Die Gewebespende – ein Geschenk ans Leben

Die Anfrage für eine Hornhaut erhielt Regina Michaelis, Leiterin der Gewebevermittlungsstelle der DGFG in Hannover: „Wir waren uns hier bei der DGFG sehr schnell einig, dass auch wir Herrn Murati helfen möchten, und setzten ihn für die Suche nach einem passenden Transplantat auf unsere Warteliste. Es freut uns, dass in relativ kurzer Zeit eine Spenderhornhaut gefunden und ein OP-Termin vereinbart werden konnte.“ Voraussetzung einer jeden Hornhauttransplantation ist die Gewebespende, in diesem Fall die Spende der Augenhornhäute nach dem Tod. Die Gewebespende ist ein Akt der Hilfe und der Nächstenliebe: Jeder Mensch kann sich zu Lebzeiten für oder gegen eine Gewebespende entscheiden. Auch die Angehörigen können im Sinne des Verstorbenen einer Gewebespende zustimmen. „Ich habe all meine Hoffnung auf Deutschland gesetzt. In Albanien hätte mir nicht geholfen werden können. Jetzt bin ich zuversichtlich, bald wieder zu arbeiten und meine Familie zu versorgen“, sagt Jetmir Murati. Zur Nachsorgeuntersuchung begleitet hat ihn Simone Henzler vom Deutschen Blindenhilfswerk. „Die Geschichte Jetmir Muratis zeigt, wie man gemeinsam einander helfen kann. Wir sind der DGFG für ihre Unterstützung sehr dankbar. Dass in relativ kurzer Zeit eine passende Spenderhornhaut gefunden wurde, ist großes Glück“, sagt Simone Henzler.

Wenn alles gut verheilt, soll auch das andere Auge operiert werden

„Vor der Transplantation konnte Herr Murati nur Handbewegungen wahrnehmen. Schon bei der Verbandabnahme einen Tag nach der Operation konnte er die Uhrzeit von dem kleinen Ziffernblatt meiner Uhr ablesen. Für uns beide ein Glücksmoment“, freut sich Dr. Martin Dörner, Augenarzt in der Gemeinschaftspraxis in Bocholt. Jetmir Murati hat die Operation gut überstanden. Jetzt heißt es warten: Sein Auge muss sich von der OP erholen und das neue Gewebe annehmen. „Das braucht Zeit. In einem Jahr werden die Fäden gezogen. Ob das Auge das Transplantat annimmt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen“, sagt Dr. Dörner. Für Jetmir Murati ist es jetzt schon das größte Geschenk ans Leben: „Ich bin all meinen Unterstützern unheimlich dankbar. Doch der größte Dank gilt dem Menschen, von dem ich dieses Geschenk erhalten durfte. Nur, weil sich jemand für eine Gewebespende nach dem Tod entschieden hat, konnte mir geholfen werden.“ Wenn alles gut verläuft, soll im nächsten Jahr auch das andere Auge transplantiert werden.

Fast jeder Verstorbene kann Gewebe spenden

Gewebe, die nach dem Tod gespendet werden können, sind neben Augenhornhäuten auch Herzklappen, Blutgefäße, Knochen, Sehnen, Bänder und Haut. Aus der Lebendspende kommt die Amnionmembran zur Behandlung von Erkrankungen der Augenoberfläche. Die Amnionmembran ist Teil der Plazenta und kann von einer Mutter nach einer Kaiserschnittgeburt gespendet werden. Die Hirntoddiagnostik spielt bei der Gewebespende keine Rolle. Mehr als neun von zehn Gewebespenden stammen von Menschen, die eines ganz normalen Todes gestorben sind. Auch Krebserkrankungen oder ein hohes Lebensalter sind kein Ausschlussgrund. Gewebespenden sind noch bis zu drei Tage nach Todeseintritt möglich.

Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft, die seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland fördert. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen. Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg.

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